Jahreshauptversammlung, Umweltschutzverband Alztal u. Umgebung e. v.
Der Umweltschutzverband Alztal u. Umgebung e. V. hielt am 21.09.2021 im Gasthaus Post, Trostberg die jährliche Hauptversammlung ab.
Der Vorsitzende, Reinhold Schopf, berichtete den zahlreichen Anwesenden über die mannigfaltigen Vereinsaktivitäten des abgelaufenen Jahres.
Schon zum Jahresanfang wurden aufgrund weiterer Bestrebungen zur Realisierung einer Salzachbrücke die Gemeinde Palling sowie die Städte Traunreut und Trostberg über die gutachterlich prognostizierte Verkehrserhöhung informiert. So werden für Palling 400 zusätzliche Verkehrsbewegungen prognostiziert. Für den UVA unverständlich, dass man so etwas scheinbar klaglos hinnimmt.
Ein großes Thema sind die geplanten Windkraftanlagen im Siebeneichenforst. Der UVA ist der Meinung, dass solche Anlagen nicht in unsere noch unberührten letzten Wälder gehören. Diese sind viel besser in den Industriegebieten aufgehoben. Aus rechtlicher Sicht spricht nichts gegen diesen Vorschlag. Auch nicht die 10h-Regel. Die Gemeinden haben die Möglichkeit, über Sonderausweisung eine Aufstellung zu genehmigen. Glücklicherweise hat sich inzwischen die Stadt Traunreut unserer Meinung angeschlossen. Eine Aufstellung von Windkraftanlagen im Siebeneichenforst wurde zwischenzeitlich abgelehnt so Schopf.
Mit Erstaunen musste man feststellen, dass ein Wäldchen am Rand des neuen Baugebiets in Dieding komplett abgeholzt wurde. Laut Auskunft der Behörden wurden sie zwar informiert, als der Harvester anrückte. Es waren ihnen allerdings die Hände gebunden. Der Grundeigentümer hat kaum eine Strafe zu erwarten. Es sieht dort schlimmer aus, als man dies von den Amazonas-Bildern kennt so Schopf.
Hr. Raepple berichtete über den Stand zur Klage des UVA gegen die Kiesgrube Grünweg bei Seeon. Hier wurde im Jahr 2020 vom Landratsamt eine Kiesgrube mit 2ha genehmigt. Kurze Zeit später wurde vom Landratsamt die Genehmigung von 1,5 ha wieder zurück genommen. Angeblich hatte man festgestellt, dass die Flächen ineinen geschützen Toteiskessel-Gebiet liegen. Aufgrund der UVA-Klage wurde der bereits begonnene Kiesabbau dann vom Verwaltungsgericht im Eilverfahren gestoppt. Der Kiesgrubenbetreiber hat dann nachgebessert. Der Abbau wurde wieder genehmigt. Auch dagegen hat der UVA nun wieder Klage eingereicht. Nicht nur wegen Beeinträchtigung der angrenzenden FFH-Gebiete, sondern wegen Grundwassergefährdung.
Um den Kiesgruben-Wildwuchs in den Griff zu bekommen, bestimmt die Gemeinde Seebruck in ihrem Flächennutzungsplan im Rahmen einer Positivplanung die zulässigen Kiesabbauflächen. Aktuell beträgt diese Fläche 20 Hektar. Von Fa. Swietelsky liegt ein Kiesgrubenantrag von 4,5 ha vor.
Von der Ortsgruppe Seebruck wurde berichtet, dass weiterhin seitens der Gemeinde das Interesse besteht, die Umfahrung Seebruck zu realisieren, auch wenn diese die Gramsenfilzen tangiert. Aktuell soll die bestehende Brücke in Seebruck abgerissen und über einen Zeitraum von 1 Jahr durch eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer ersetzt werden.
Mit dem Auto kann man dann nicht in den Ort fahren. Nach Fertigstellung der Brücke und Ertüchtigung auf 40 Tonnen wird der Schwerverkehr gegenüber dem heutigen Zustand um ca. 30% zunehmen. Die Situation wird sich also noch weiter verschärfen da selbst mit der gewünschten Umfahrung nur ein kleiner Teil von Seebruck vom Verkehr entlastet wird.
Hr. Raepple berichtete über ein weiteres Phänomen, welches seit längerem besteht, aber in der Öffentlichkeit bisher keine ausreichende Beachtung findet. Die Seeoner Seen werden über den Brunnsee mit dessen Quellen mit Frischwasser versorgt. Die Quellen des Brunnsees sind jedoch seit ein paar Jahren versiegt. Dies führte zu fallendem Wasserspiegel der Seeoner Seen und erhöhtem Krautwachstum.
Die Gründe dafür sind unklar, möglicherweise ist die Ableitung des Obinger Seebaches Richtung Altenmarkt eine der Ursachen, da dieser auch den Obinger Grundwasserstock mit Wasser versorgt. Die Kiesgruben könnten eine weitere Ursache für die Grundwasserabsenkung sein. Es soll angestrebt werden, eine fachgerechte Untersuchung einzuleiten so Hr. Raepple.
Hierzu konnte Fr. Leupold berichten, dass in diesem Jahr der Obinger See bei starkem Niederschlag über die Ufer trat und Anwesen sowie Straßen überschwemmte. Flächenversiegelungen und die veränderten Rohrdurchlassungen des Obinger Seebaches tragen vermutlich dazu bei. Anwohner und Gemeinde stehen in Verhandlungen, um die Situation in den Griff zu bekommen.
Seit der Eröffnung im Juli 2020 hat sich der Schwerverkehr im Ort Obing deutlich verringert. Festzustellen ist allerdings, dass nun je nach Witterung so gut wie alle Ortsteile den Verkehrslärm der Umgehung abbekommen, so Fr. Leupold. Weite Teile der Straße und einer der beiden Kreisverkehre wurden auf einem Damm gebaut, wobei kaum Lärmschutz und Bepflanzung realisiert wurde Seit dem Bau der Umgehung ist auch die Beschilderung für Fahrradfahrer, die von Rabenden Richtung Obing fahren, verwirrend. Ebenso sehen sich Radfahrer und Schulkinder, die den Radweg nach Kleinornach und Schalkham nehmen wollen, am Kreisverkehr deutlichen Gefahren ausgesetzt.
Mitglieder aus Altötting berichteten über die kürzlich erlassene PFOA-Allgemeinverfügung des Landratsamtes Altötting, wonach Bodenaushub nur noch innerhalb definierter Belastungszonen verfrachtet werden darf. Auf den Kosten zur Entsorgung des PFOA-Belasteten Bodenaushubs bleiben die Bauherren sitzen, obwohl der Verursacher fest steht. Man hat sich inzwischen von einem Anwalt beraten lassen. Dieser bestätigte, dass der Schaden beim Verursacher eingeklagt werden kann. Allerdings gilt es zu bedenken, dass ein Großkonzern finanziell den längeren Atem haben könnte.
Als Betroffener fühle man sich im Regen stehen gelassen so die Altöttinger Mitglieder.
Bezüglich Ortsumfahrung Altenmarkt, Bauabschnitt 2 berichtete Hr. Schopf, dass die gerichtlich erstrittene Fledermaus-Schutzbepflanzung am Aubergtunnel vom Straßenbauamt immer noch nicht erstellt wurde. Sowohl die Lärmbelastung der Anwohner am Tunnel-Westportal also auch Wassereinbrüche in der Diskothek Libella und Grundstücksenteignung sind Folgen des Tunnelbaus, welche noch nicht überwunden sind und zu weiterem Ärger mit dem Straßenbauamt führten. So hat das Privatgrundstück am Tunnel-Westportal keinen Zugang mehr, da dieses mit Leitplanken abgesperrt wurde. Die Herstellung eines Zugangs wird vom Straßenbauamt verweigert.
Die weiteren Planungen habe man sich genau angesehen so Schopf. Die Herausgabe der Unterlagen bezüglich genehmigter Industrie-Emissionsdaten werde vom Landratsamt trotz laufenden Gerichtsverfahrens immer noch verweigert. Da anzunehmen sei, dass sich die Emissionssituation aufgrund Überwindung der Höhenunterschiede beiderseits des Alztals massiv erhöhen wird, werde dies mit Sicherheit zu einer Einschränkung der Emissionskontingente der Industriebetriebe führen. Eine nun schon fast 2 Jahre lange Verheimlichung dieser Daten durch das Landratsamt könne dafür kein Lösungsansatz sein. So die Ausführungen von Schopf. Da die Trasse Altenmarkt, Bauabschnitt 2 nicht nur für die Anwohner zur massiven Verschlechterung der Wohnsituation führten wird, sondern auch einen nicht mehr gutzumachenden Verlust von Natur und Naherholungsgebieten bedeutet, steht man bei diesem Straßenbauvorhaben im Schulterschluss mit dem Bund Naturschutz. Von beiden Vereinigungen wird dieses Projekt vehement abgelehnt.
Dazu gab es kürzlich ein Treffen in Nock mit den Anwohnern, UVA und Bund Naturschutz. (Titelbild anbei)
Im Rahmen der Krötenwanderung in Engertsham konnten im Frühjahr 2021 wieder über 1000 Kröten sicher über die Straße transportiert werden. Seit der Einführung der Sammelaktionen wurden erfreulicherweise jährlich mehr Kröten gesammelt. Eine Gefahr für die ehrenamtlichen Helfer stellen allerdings zu schnelle und oft rücksichtslose Autofahrer dar. Es wird trotz Beschilderung zu schnell gefahren. Manche Helfer möchten sich verständlicherweise nicht länger dieser Gefährdung aussetzen und helfen bei der Sammelaktion nicht mehr mit. Der UVA stellt hier die Frage, ob es Aufgabe der Ehrenamtlichen Amphibienschützer ist, jährlich an neuralgischen Stellen Amphibien vor dem Überfahren zu retten? Wäre es nicht vielmehr die Aufgabe der Behörde die Straßen so zu bauen, dass die Amphibien nicht getötet werden? Der UVA ist der Meinung, dass es kein Tabu-Thema sein darf, im Frühjahr Straßenabschnitte zeitlich beschränkt zu sperren, wenn die Laichwanderung der Amphibien einsetzt. Vergleichbares wurde am Weitsee zwischen Ruhpolding und reit im Winkel realisiert. Auch eine nachträgliche Ergänzung von Amphibien-Querungshilfen ist vorzusehen. Zusammen mit dem Bund Naturschutz versucht der UVA diesem Bestreben Nachdruck zu verleihen.
Helmut Uber berichtete über den Kassenstand des Vereins und bescheinigte die ordnungsgemäßen Kassengeschäfte. Mit 535 Mitgliedern und seinem über 40 Jährigen Bestehen stellt der Umweltschutzverband in der kommunalpolitischen Landschaft eine nicht mehr zu vernachlässigende Größe dar. Insbesondere da unser Verein nicht davor zurückschreckt, auch unbequeme Themen anzupacken. Die finanzielle Unabhängigkeit von staatlichen Fördertöpfen ermöglicht uns diese Arbeit. So sein Resümee.