Eine halbe Milliarde Euro für 32 Kilometer Bundesstraße

Neutrassierung der Bundesstraße B299/B304 soll aktuell eine halbe
Milliarde Euro kosten!
UVA weist Bundesrechnungshof auf massive Kostensteigerung hin.

Der Umweltschutzverband Alztal und Umgebung e.V. (UVA) kämpft seit langem gegen die  aus der Zeit gefallene, umwelt- und  klima­schädliche Neu­trassie­rung der Bun­des­straße B 299/B 304 zwischen Altötting und Traunstein.

Diese Fernstraßenver­bin­dung auf der sogenannten Alz-Traun-Achse zwischen den Auto­bah­nen A 94 (Mün­chen – Passau) und A 8 (Mün­chen – Salzburg) soll auf 32,3 km Länge neu trassiert wer­den.

Die Maßnahme ist im Bundesver­kehrs­wege­plan in den vordring­lichen Bedarf ein­ge­stuft und in die vier Planungs­abschnitte Garching, Tacher­ting/Trostberg, Altenmarkt sowie Nun­hausen/Mat­zing, und da­bei nochmals in einzelne Bau­ab­schnitte unterteilt. Wies­mühl und Sankt Georgen sind von der Neu­trassierung ausgenommen.

Der Bundesverkehrswegeplan ist bis 2030 gültig.  Im Koalitionsvertrag von 2021 wurde jedoch vereinbart, mittels eines Dialogprozesses eine Bedarfsplan-Überprüfung vorzu­nehmen und einen neuen, bis 2040 geltenden Mobilitätsplan aufzustellen.  Weder die Bedarfs-Überprüfung, noch die Aufstellung des Mobilitätsplans sind aber bisher erfolgt.  Beides ist zwingend erforderlich, da massiv steigenden  Straßenbaukosten und hohen Sanierungs-Erfordernissen vieler Straßen und Brücken nur begrenzte Mittel aus dem Bun­des­haushalt zur Verfügung stehen.

Das Staatliche Bauamt Traunstein ist mit der Planung der B 299/B 304 beauftragt.  Der Aubergtunnel als Bauabschnitt I der Ortsumfahrung Alten­markt ist seit 2020 unter Verkehr. Für den Bauabschnitt II der OU Altenmarkt zwischen Mögling und Sankt Georgen läuft seit Anfang 2023 das Planfeststellungsverfahren. In den anderen Planungsabschnitten ist die Vorplanung im südlichen Teilabschnitt von Nunhausen/ Matzing am weitesten; derzeit laufen Untersuchungen v.a. im Abschnitt Trostberg.

Kürzlich wurde daraus bekannt, dass das Staatliche Bauamt für den Hanganstieg Mög­ling der Ortsumfahrung Trostberg, aufgrund technischer und umweltrechtlicher Proble­me eine Tunnelllösung untersucht. Dadurch würden erhebliche Mehrkosten verursacht: die Kosten der Teilstrecke Reit – Mögling sind vom Staatlichen Bauamt jetzt mit 150 Millionen Euro veranschlagt.

Dies hat den UVA veranlasst, die Kostensituation für die Gesamtstrecke unter die Lupe zu nehmen. Dabei wurden die im Projektinformationssystem PRINS des Bundesverkehrs­ministeriums genannten Baukosten – die Grundlage für den Bundesver­kehrswegeplan waren – den vom Staatlichen Bauamt aktuell veröffentlichten  Projektkosten  gegen­über gestellt.

Diese Analyse ergab eine Kostensteigerung von bisher 151 Mio. auf ca. 480 Mio. Euro,  also auf fast eine halbe Milliarde Euro. Weitere Kostensteigerungen sind zu erwarten.  

Der UVA hat den Bundesrechnungshof auf diese massiven Kostensteigerungen hin­ge­wiesen und gebeten, eine Prüfung durchzuführen.

Das Schreiben vom 02.05.24 an den Bundesrechnungshof kann auf der Webseite des Umweltschutzverbands Alztal und Umgebung e.V.  eingesehen werden. 

Bereits im Jahr 2003 hatte der UVA im Rahmen des damaligen Raumordnungs­ver­fahrens ein Gutachten von Prof. Dr. Bruno Dietrichs vom Lehrstuhl für Raumforschung, Raumordnung und Landesplanung der TU München erstellen lassen, in dem auf vielfältige Probleme der Trassenführung und deshalb zu erwartende Mehrkosten hinge­wiesen wurde. Diese Mehrkosten treten nun ein.

Außerdem hat der UVA in einem früheren Schreiben an den Bundesrechnungshof nachge­wiesen, dass die vom Bundesverkehrsministerium vorgenommene Nutzen-Berechnung der einzelnen Teilprojekte aufgrund unzutreffender Wertansätze falsch ist. 

In Verbindung mit den massiv gestiegenen Kosten zeigt sich, dass die Kosten tatsächlich höher sind, als der Nutzen. Das Gesamtprojekt ist unwirtschaftlich.

Der UVA wiederholt deshalb seine Forderung, die Gesamtmaßnahme der geplanten Bundes­straßen-Neutrassierung zwischen Garching und Matzing einer umfassenden Neu­prüfung zu unterziehen.

Aus Sicht des UVA ist es unvertretbar, bei sinkenden Staatsfinanzen und steigendem Sanierungsbedarf bestehender Bundesfernstraßen und Brücken,  die Neutrassierung der B 299/B 304 mit einem Kostenaufwand von einer halben Milliarde Euro ohne neue Prüfung weiter zu betreiben. Zwar würde die Neutrassierung der B 299/B 304 einige Orte vom Verkehr entlasten – wobei diese Entlastung aber aufgrund des hohen Ziel- und Quellverkehrs deutlich geringer ist, als vielfach erhofft. Außerdem werden die Probleme nur in bisher unbe­lastete Gebiete verlagert, nicht gelöst. Die Transit­strecke würde für die gesamte Region einen erheblichen Verkehrszuwachs bewirken. Darüber hinaus stehen einem unzureich­en­den Nutzen schwerwiegende Nachteile entgegen: neben dem unvertretbaren Kostenaufwand für den Bau müssen die Unterhalts- und sonstigen Folgekosten, der Landverbrauch von über 110ha, die negativen Auswirkungen auf Landschaft, Landwirtschaft , Natur und Klima und vieles mehr  berücksichtigt werden.

Schreiben an den Bundesrechnungshof:

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