Platanen, unerwartetes Streitthema

Artikel aus dem Trostberger Tagblatt

Alois Kellner beantragte, die Bäume an der Heinrich-Braun-Straße zu fällen – Ablehnung mit 13:12 Stimmen Trostberg. Der letzte Tagesordnungspunkt in der letzten Sitzung der Legislaturperiode des Trostberger Stadtrates ist alles andere als harmonisch verlaufen. Als der Bürgermeister fragte, ob es noch Anfragen und Wünschen gebe, meldete sich Alois Kellner (Freie Wähler) zu Wort: Er habe sich kürzlich die Bäume an der Heinrich-Braun-Straße angeschaut, deren Wurzeln die Fahrbahn angehoben und erheblich beschädigt haben. An der Straße bei den Schulen sind derzeit bereits Bauarbeiten im Gange, weil der Bereich neu gestaltet wird. Kellners Meinung nach sollten die Bäume im Zuge dessen entfernt und nach den Bauarbeiten Neue gepflanzt werden. Mehrkosten durch Schutz der Bäume „Sie sprechen mir aus der Seele“, erwiderte Bürgermeister Karl Schleid (CSU). Er kenne die Diskussion um Ortsbild prägende Bäume. Die Baumaßnahmen wurden so geplant, dass die großen Platanen erhalten bleiben. „Aber wir bauen eine neue Straße und eine fußläufige Verbindung und wissen, dass in absehbarer Zeit wieder Schäden durch die Bäume entstehen“. Damit verfüge man auch über das Geld der Anlieger, die sich am Ausbau beteiligen müssen. Platanen seien Flachwurzler, die Wurzeln entwickelten sich so wie die Kronen. Es gebe Bäume, die für den Straßenraum besser geeignet seien. „Ich strebe ernsthaft eine Diskussion an, ob es nicht mehr Sinn macht, die Platanen zu fällen und nach Abschluss der Bauarbeiten neue Bäume zu pflanzen.“ Luise Bernauer (CSU) erkundigte sich, ob die zusätzlichen Ausgaben für den Erhalt der Bäume in der abgesegneten Kostenkalkulation enthalten seien. Helmut Schöttner vom Bauamt erklärte, dass ein Zuschlag für den Handaushub in der Nähe der Wurzeln vorgesehen und bereits beauftragt sei. „Ob das reicht, weiß man nicht“, so Schöttner. Dennoch plädierte Bernauer dafür, die Bäume zu fällen und damit Geld für die Anlieger zu sparen: „Im Möglinger Feld haben wir auch Bäume gefällt und neue gepflanzt, als Heinze noch Bürgermeister war. Das weiß heute kein Mensch mehr.“ Markus Fröschl (CSU) schlug in die gleiche Kerbe: „Wir haben die Gefahr, dass wir mit dem Schutz der Bäume während der Bauarbeiten einen immensen Aufwand betreiben und die Bäume doch absterben. Oder sie wachsen weiter, und die Schäden kommen wieder. Es ist nicht schädlich in derNatur, Bäume zu ersetzen.“ Franz Xaver Obermayer (FW) wies auch darauf hin, dass die Anwohner oft beklagten, dass sie wegen derBäume selbst im Sommer keine Sonne auf ihren Balkonen hätten. Johannes Reinhold (Grüne) wunderte sich über das Thema. Die Mehrkosten für den Erhalt der Bäume seien doch schon beschlossen. „Wir haben jetzt keine anderen Voraussetzungen als vor einem Jahr.“ Auch Bernd Paetzelt (Grüne) fragte, ob die Maßnahme wie beschlossen durchgeführt worden wäre, wenn sich Ratsmitglied Kellner in der letzten Sitzung nicht unter „Anfragen und Wünsche“ gemeldet hätte. Er und seine Fraktionsmitglieder baten darum, sich mit der Frage intensiver auseinanderzusetzen. Die Grünen seien nicht kategorisch gegen eine Neubepflanzung. „Wir sollten das in Ruhe anschauen und diskutieren“, sagte etwa Umweltreferent Peter Kirchgeorg (Grüne). „Das ist meine Verantwortung als Stadtrat, dass ich keine Hoppla-Hopp-Entscheidung treffe“, betonte Marianne Penn.Bäume fällen im Schutzzeitraum? Schleid erwiderte, dass darüber sofort entschieden werden müsse, weil die Baumaßnahme schon so weit fortgeschritten sei. Und: „Es ist einem Stadtrat schon zuzutrauen, dass ein Beschluss auch mal überraschend gefällt wird.“ Anna Kleinschwärzer (CSU) erkundigte sich, ob man im Mai überhaupt Bäume fällen dürfe. Schleid räumte ein, dass man das mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt abstimmen müsse. CSU-Fraktionssprecher Hannspeter Fenis stellte angesichts der vielen Wortmeldungen einen Antrag zur Geschäftsordnung, um die Rednerliste zu schließen. Dies ging mit 18:7 Stimmen durch. Paetzelt wollte eigentlich noch vorschlagen, eine außertourliche Sitzung anzuberaumen, durfte aber nichts mehr sagen. Die Verwaltung formulierte den Beschlussvorschlag: Die Platanen an der Heinrich-Braun-Straße sollten wegen befürchteter neuer Schäden in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde gefällt und nach Abschluss der Baumaßnahme neue Bäume gepflanzt werden. Dieser Vorschlag wurde jedoch mit 13 Gegenstimmen (SPD-Fraktion, Grünen-Fraktion, Stefanie Schwendl und Hermann Klapfenberger, beide CSU) abgelehnt. Schleid schloss das Thema mit den Worten: „Dann wird eben nach Plan vorgegangen.“  Auf Nachfrage der Heimatzeitung sagte Verwaltungsleiter Bernhard Unterauer gestern, dass doch noch geprüft werde, ob und wie der Punkt erneut auf die Tagesordnung des Stadtrates gesetzt werden könne. Die Verwaltung müsse noch mit der Unteren Naturschutzbehörde sprechen und auch schauen, ob eine Planungsänderung während der Bauarbeiten noch zu realisieren ist. luhBU Die Stadträte befürchten, dass die großen Platanen an der Heinrich-Braun-Straße den Gehsteig und die Fahrbahn, die gerade neu ausgebaut werden, wieder beschädigen. luh

Schreibe einen Kommentar