Bewahren der Natur:
Nicht Wachstums- und Verkehrswahnsinn!
Motto unserer Hauptversammlung, 2015
Stadt trägt zur Verschlechterung der Verkehrssituation bei – UVA-Wahlen und Ausblick auf 2016
Trostberg. „Das stete Verlangen nach Wachstum und Infrastruktur zieht Naturzerstörung, Artenschwund und Landverbrauch nach sich!“. Anlässlich des 35.Vereinsjubiläums des Umweltschutzverbandes Alztal und Umge-bung e.V. und der abschließenden Jahreshauptversammlung im Hotel Pfaubräu verwies der UVA auf die Folgen und mahnte eine natur- und flächenschonende Wirtschafts- und Stadtentwicklung an. Zur Westumgehung rügten die Initiativen, dass Trostberg zur Verkehrsdrehscheibe verbaut werde, um die Fernverbindungsachse einer belastbaren Verkehrsader für ein europäisch-geplantes Transit- und Schwerverkehrsland in Südostbayern zu erfüllen. Nach zehnjähriger UVA-Führung nahm Gisa Pauli ein drittes Mal das Amt der Vorsitzenden an. Mit Blick auf die nächste Wahl gab sie bekannt, dass sie sich 2020 nicht mehr aufstellen lasse. (Weitere Wahlergebnisse siehe Kasten)
Der Umweltschutzverband Alztal und Umgebung hat für weitere fünf Jahre seine Vorstandsschaft und seinen Beirat gewählt. Diese sind wie auf dem Bild zu sehen, 1. Reihe (immer von links):
Reinhold Schopf, Gisa Pauli, Gina Wreicheneder. 2. Reihe: Alfred Huber, Cornelia Leupold, Stella Erler. 3. Reihe: Bärbel Weidmann, Helmut Uber, Robert Hesse. 4. Reihe: Dieter Flessa, Willi Pscherer, Arnulf Erler. 5. Reihe: Korbinian Stettwieser und Eike Bunk.
Gisa Pauli berichtete kurz von Max Fröschls Laudatio zum 35. UVA Jubiläum. So hatte der Gründervater nicht nur Lob zum Engagement und seiner Entwicklung im Gepäck. Er hinterfragte auch, wohin die Reise mit Profit, Geld und Gier gehe? Mit dem „Wachstumswahnsinn“ bereichern sich Einzelne, zurück bleibe eine zerstörte Umwelt mit all ihren Konsequenzen.Pauli bestätigte einen enormen Einsatz über lange Zeit. Die Arbeit war breit gefächert und sei dokumentiert worden. Langweilig sei es nie gewesen. Die zehnjährige Vereinsführung verglich sie mit einem Auf und Ab. Einerseits gab es beachtliche Erfolge und Anerkennung. Andrerseits blieb der UVA bei EBS-Kraftwerk und Aubergtunnel auch nicht von Diffamierungen verschont. Und doch habe der UVA viele Freunde, so Stella Erler. Lobend fügte sie hinzu:„Eure Arbeit ist für die Region einmalig und unverzichtbar!“.
Im Rückblick auf das letzte Jahr, sei der Verein über eine mögliche Wiederaufnahme der Klage vom OVG informiert worden, fuhr Pauli fort. Zum wiederholten Male habe man auf eine schrittweise Umsetzung erprobter Verkehrsentlastungen hingewiesen. Doch in Trostberg trage man mit der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung zur Verschlechterung der Situation bei. Eine behutsame Entwicklung sei nicht erkennbar. Die Kommune müsse sich in ihrer Wertschätzung zu Natur und Umwelt an ihren Beschlüssen zur Aufhebung von Bebauungsplänen, gewollter Ausweisung im Außenbereich oder an Abholzmaßnahmen messen lassen. Es sei nicht zielführend Öko- und Naturprojekte, Baum- und Artenschutz zu intensivieren, wenn die Gemeinde Flächenfraß, Natur- und Ackerlandzerschneidung nicht zurückschraube. Zu den UVA-Projekten zeigte sich Pauli zufrieden. Diese liefen alle gut. Als besonderes Markenzeichen des Verbandes stellte sie den freundschaftlichen und engen Zusammenhalt der Mitglieder heraus. Neben regionaler Aktionen nehme die Globalisierung mit seiner Umwelt-zerstörung mehr und mehr Raum ein. Themen sind: Atomausstieg, Gentechnik, Abholzung der Regenwälder, Privatisierungsmaßnahmen, Fracking und Freihandelsverträge.
„Straßenbau war gestern!“
Reinhold Schopf informierte über die breite Zustimmung der neuen UVA-Internetseite www.uva-trostberg.de und liebäugle mit einem Facebook-Auftritt über Vereinsarbeit und Ziele in YouTube. Die Wiederaufnahme des Klageverfahrens habe die IGGW veranlasst, die Maßnahmen zur Entschärfung des Nord-Süd-Verkehrs an Innenminister Herrmann weiterzuleiten. Der Tunnelbau sei mit westlicher Umfahrung von Waltersham, Vieh-hausen, Kirchberg und Ertüchtigung der TS 1 zu 95 Prozent auf bestandsorientierter Basis umsetzbar, hieß es. Zur Planung der Westtrasse beklagte er den 50 Hektar Grund- und Bodenverbrauch, einen überdimensionalen Kreisverkehr und nahezu 30.000 Fahrzeuge pro Tag. Zur Überwindung des Alztales werde die Trasse auf eine Tiefe von 29 Metern in die Landschaft eingeschnitten. Dies sei dann das „neue Wahrzeichen“ einer zukunfts-losen Stadt. Zudem zeigte sich der BI-Sprecher über die falsche Behauptung von 200 Lkws im innerstädtischen Bereich verärgert. Das Edeka-Logistikzentrum toppe schon mit täglich 300 Lkws diese Angaben. Nicht eingerechnet: Der Zulieferverkehr von Degussa und Rieger. Ein Zuhörer schimpfte, dass die Stadt an den Bedürfnissen der Bürger vorbei agiere? „Erst die Platanen, dann die Lkws!“ In einer verkehrsträchtigen Stadt wie Trostberg könne man doch nicht zusätzlichen Lkw-Verkehr durch Logistikzentren bewilligen.
Pauli rief Heiner Monheim in Erinnerung. Der Verkehrswissenschaftler prognostizierte ein Ende des Autozeit-Alters und beteuerte: „Straßenbau war gestern!“ Die Gemeinden sollten sich schnellstmöglich umstellen und alle Teile des Landes mit dem öffentlichen Verkehr verbinden. Auf die Frage der Finanzierung stellte er fest: „Wer Umgehungsstraßen und teure Parkplätze bauen kann, hätte auch Geld für den ÖPNV, Innovationen urbaner Mobilität sowie Beförderungs- und Umsteigesysteme“.
Mit Nachdruck, so Arnulf Erler, verfolge die Arge B 304 den Ausstieg aus der Verkehrspolitik und veranstalte seit zwölf Jahren das Mahnfeuer in Pirach. Der BI-Sprecher zeigte sich positiv über das Gespräch zum Trassen-bau beim Traunreuter Bürgermeister. Hingegen fand er Ignoranz und mangelnde Gesprächsbereitschaft von Straßenbauamt und Bürgermeistern echt „schlimm“. Verkehrsprojektleiter Alfred Huber bestätigte das Desinteresse von Stadt und Landkreis. Er könne nicht verstehen, wie heimische Oberhäupter SPNV- und ÖPNV-Verbesserungen abwehren und nur auf Straßenbau setzen. Damit werde eine liebliche Region verschandelt.
Auch Conny Leupold sah den regionalen Ausbau der Schiene zu kurz gekommen und empfand den Straßen-umbau für Lkws unsinnig. Zur Ortsumgehung Obing erklärte sie, dass die zweite Tektur vom Obinger Weg geprüft wurde. Der Vorhabensträger sei zwar den Forderungen der Eigentümer nachgekommen, nicht jedoch dem Monitoring oder dem Offenlegen der Berechnungen.
In Sachen Kiesabbau konnte Dieter Flessa nichts Bewegendes vermelden. Allerdings ergänzte der Sprecher der Bürgergruppe, dass gewisse Veränderungen auf eine Abbaugenehmigung hindeuten könnten.
Plastik und Nutzgarten
Für 2016 schwebe Pauli eine gezielte UVA-Aktion zum Plastikverbrauch und zum Gemeinschaftsnutzgarten vor. Zu letzterem lud sie Thomas und Maximilian Bachmaier aus Bad Aibling ein. Die Neffen berichteten in einem lebendigen Referat über ihre zweijährige Erfahrung mit Permakultur auf einem zur Verfügung gestellten Grund der Stadt. Projektleiterin Bärbel Weidmann freute sich über die Vernetzung und den Austausch. Man werde die Kontakte vertiefen. Weitere Impulse seien auch Modelle aus Grassau, Schleching und Andernach. Burkhard Schnell kündigte für nächstes Jahr die Beschilderung der Fußwege an. Ebenso aktiv werde man laut Stella Erler zum Thema Freihandelsverträge sein. Drei Millionen Unterschriften wurden in Berlin bei der Demo für TTIP an die Politik überreicht. Nun drohe jedoch Gefahr durch den Probebetrieb von Ceta, das Freihandelsabkommen durch ein Hintertürchen einzuschleusen.
Wahlen beim UVA
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Bei den Neuwahlen wurden Vorstand und Beirat bestätigt. Pauli bleibt 1.Vorsitzende, Reinhold Schopf 2.Vorsitzender. Schriftführerin ist Gina Wreicheneder und Kassier Robert Hesse. Die Revisoren sind Helmut Gattinger und Helmut Uber. Als Beiratsmitglieder bleiben Gisa Pauli (Ökologie und Umweltschutz), Reinhold Schopf (UVA-Homepage, Mobilfunk, IGGW), Helmut Gattinger (Baumpatenschaften), Bärbel Ansorge und Robert Hesse (Biotop Am Anger), Dieter Flessa und Willi Pscherer („Kein Kies in der Wies!“), Burkhard Schnell (Fußwege), Thomas Weschta und Georg Schindler (Alzauen), Bärbel Weidmann und Gisa Pauli (Gemeinschaftsnutzgarten, „Sinn-Voll-Wert-Fahrt“), Stella Erler (Initiative stoppt TTIP BGL/TS) Max Fröschl (Bestandsorientierter Ausbau), Arnulf Erler und Matthias Bauregger (Arge B 304), Eike Bunk und Uwe Greve (IGGW), Cornelia Leupold und Korbinian Stettwieser („Der Obinger Weg“), Alfred Huber (Verkehr, ÖPNV), Ulli Kühn (Bürgerallianz Grenzenlos) im Amt.