„Ich bin Schorschi und ich interessiere mich sehr für die Natur. Und das ist mein Freund Marvin“! Es ist 20.30 Uhr, Samstag, der 10. April. Die beiden Burschen aus Traunreut sind noch kaum aus dem Auto ausgestiegen, schon geben sie die Richtung für die abendliche Krötensammelaktion vor. Das kann ja lustig werden!
Nur eine ganz kurze Einführung wie alles ablaufen könnte, für die begleitenden Mütter natürlich. Das vorbereitete Regiebuch kann zugeklappt werden, Schorschi und Marvin sind schon unterwegs.
Gleich am ersten Fangeimer werden sie fündig, u.a. auch ein bereits verpaartes Krötenpaar. Schorschi äußert sich dazu zunächst nicht. 12 Grad Abendtemperatur sind gute Voraussetzungen und so lassen sich dann insgesamt 24 Erdkröten einsammeln. Im Eimer wird es etwas eng, was sich in Quängelei der Kröten akustisch bemerkbar macht. Marvin macht seinen Freund Schorschi darauf aufmerksam, worauf dieser sprachgewandt antwortet: Die kommunizieren miteinander
!
Am Laichgewässer angekommen werden nun die Kröten mit etwas Abstand zum Teich griffsicher
aus dem Eimer geholt und abgesetzt. Wir notieren für das Sammelprotokoll: 16 Männchen, 6 Weibchen und ein Paar. Schorschi souverän: Die paaren sich ja noch immer
! Das lebhafte Treiben der beiden Buben am Teichrand
- meine Frau und ich haben die Luft angehalten – ging zum Glück ohne
Platscher
ab.
Schorschi und Marvin wollten nun wissen, wie sich ihr Sammelergebnis weiter entwickelt hat. Am Samstag, den 12. Juni haben sie das Laichgewässer aufgesucht und die kleinen Kaulquappen zunächst vom Ufer aus aufmerksam inspiziert. Die Laborausrüstung für den Feldeinsatz kam aus dem Haushalt des „Veranstalters“, Familie Schönberger. Ein Putzeimer als Zwischendepot, das Nudelsieb an einer Stange angeschraubt als Fangeinrichtung, die Salatschüssel aus Glas als Beobachtungs-Schauobjekt, ein Suppenlöffel, die Briefmarkenlupe für genauere Begutachtung. Damit ausgerüstet waren sie nun voll in ihrem Element! Auch im kommenden Frühjahr, wenn der „Helferkreis“ in Engertsham den Schutzzaun aufbaut und betreut, freuen wir uns über zukünftige Naturforscher.
Was hat die diesjährige Sammelaktion ausgezeichnet? Der Renner waren die 6 abendlichen Kontrollgänge mit 13 Kindern aus Trostberg, Traunreut und Traunwalchen. Der Bericht im Trostberger Tagblatt vom 31. März Das könnte ich jeden Abend machen
, erwies sich als wahrer Türöffner!
In der Schutzaktion über 10 Wochen konnten insgesamt 1050 Erdkröten eingesammelt, wieder sicher über die Straße gebracht und nahe am Laichgewässer abgesetzt werden. Entgegen dem für Bayern gemeldeten niedereren 3-jährigen Durchschnitt liegen wir in Engertsham darüber! Dieses Ergebnis ist erfreulich, zumal der mit der Schutzaktion verbundene, Aufwand der elf Ehrenamtlichen aus dem „Helferkreis“ (die jährliche Kooperation von Mitgliedern im UVA, LBV und BN) mit etwa über 100 Stunden und gefahrenen 820 km doch beachtlich ist. Die diesjährige Krötenwanderung war durch zwei Kälteeinbrüche gekennzeichnet. Bei Temperaturen unter 5 Grad vergraben sich die Erdkröten vorübergehend wieder ein und warten wärmere Zeiten ab. Aus dieser Erkenntnis haben wir fallweise Kontrollgänge auch vorübergehend ausgesetzt und Aufwand vermieden.
Weiterhin Handlungsbedarf sehen wir bei der „Öffentlichen Hand“, konkret beim Zusammenwirken zwischen Unterer Naturschutzbehörde (UNB) und Unterer Verkehrsbehörde (UVB) im Landratsamt Traunstein. Wobei es darum geht, dass die Erkenntnisse aus dem Naturschutz im Bereich der UVB dahingehend aufgenommen und durch Geschwindigkeitsreduzierung und Kontrollen vor Ort auch wirksam umgesetzt werden! Bei Dunkelheit ist es unzumutbar in der Ortsdurchfahrt ggf. Amphibien aufzusammeln. Die obligatorisch getragene reflektierende Schutzjacke führt bei vielen Verkehrsteilnehmern leider nicht dazu, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Für unangemessen sehen wir auch das „Abfräsen“ der Böschungskante. Hier wurde unnötig eine überhängende Steilwand geschaffen, die Erdkröten bei der Rückwanderung nun nicht mehr überwinden können und der unmittelbare Nutzen für die Verkehrsteilnehmer ist nicht erkennbar. Wir werden uns um ein Gespräch bemühen.
Ein weiteres Erfordernis ist, dass bestehende Kleingewässer nicht nur erhalten, sondern bislang auch unauffällige kleine Tümpel Beachtung und Aufwertung erfahren. Es ist ein Gebot der Stunde, Vielfalt zu erhalten, Vorhandenes konsequenter zu schützen und neue Lebensräume zu ermöglichen!