Ausweisung von Kies-Konzentrationsflächen in Seeon

die Meldungen in der lokalen Presse über neue Kiesabbauflächen im Chiemgau reißen nicht ab.
Wir, der Umweltschutzverband Alztal u. Umgebung e. V. verfolgen diese Entwicklung mit größter Sorge.
Die Ausbeutung dieser inzwischen weltweit knappen Ressource, ohne Rücksicht auf die Interessen künftiger Generationen, widerspricht jeglicher nachhaltigen und verantwortungsvollen Lebensweise.
Von den Folgen für Natur, Wasserhaushalt, und Anwohner im weitem Umkreis ganz abgesehen.
Kürzlich hat das Bundesverfassungsgericht angemahnt, im Interesse künftiger Generationen, die Klimaziele einzuhalten.
Die Ausbeutung unserer Kies-Ressourcen voran zu treiben, als hätte alleinig nur unsere Generation ein Anrecht darauf, widerspricht nach unserer Auffassung dem Geist des aktuellen Urteils.
Folgende Presseerklärung haben wir heute veröffentlicht:

Presseerklärung
zur Ausweisung von Kiesabbau-Konzentrationszonen in Seeon
Umweltschutzverband gibt nicht auf
Seit drei Jahren versucht die Gemeinde Seeon-Seebruck den Kiesabbau in den Griff zu bekommen. Ob sie dabei richtig beraten ist, bezweifelt der UVA.

Bild, UVA, Grünweg

Bisher gibt es in der Gemeinde eine ältere Kiesgrube in Holzen und die umstrittene neue in Grünweg am Bansee. Gegen diese auch von der Gemeinde abgelehnte Grube hat der UVA Klage erhoben und einen vorläufigen Baustopp erwirkt. Aber die Begehrlich­keiten auf Kies sind ungebrochen. In der unmittelbaren Umgebung von Seeon sind ca. 100 ha Kiesabbauflächen vorhanden oder beantragt – und es werden immer mehr: in Altenmarkt, Obing, Eggstätt und Chieming. Große Verkehrsprojekte wie die Alztal-Querung von Altenmarkt/Trostberg, die Ortsumfahrungen Chieming und Seebruck lassen große Rampen und Dämme und damit einen hohen Kiesverbrauch erwarten.

Die Gemeinde Seeon-Seebruck versucht, den Kiesabbau zu konzentrieren und möchte hierzu 20 ha neue Flächen bei Eglhart und bei Steinrab ausweisen. Sie verkennt dabei, dass schon der Regionalplan eine Konzentration auf andere Flächen vornimmt und damit den regionalen und überregionalen Kiesbedarf deckt. Unter der Hoffnung, den Kiesabbau gemeindlich begrenzen zu können, wird er stattdessen immer weiter ausge­dehnt und auf immer wieder neue Gebiete hingelenkt.

Der UVA hat gegen diese Absicht jetzt eine erneute Stellungnahme ihres Umwelt-Anwalts Tim Stähle abgegeben. Der Fachanwalt kommt zu dem Ergebnis, dass diese Planung nicht an die verbindlichen raumordnerischen Ziele angepasst und damit unzulässig ist. Die Konzentrationsflächen-Ausweisung der Gemeinde sei nicht erforder­lich, weil bereits durch die entsprechende Ausweisung des Regionalplans der Bedarf gedeckt werde. Zudem sei die Bedarfsermittlung fehlerhaft, der Eingriff in Natur und Landschaft nicht ausreichend erfasst und der Ausgleich nicht bewältigt. Die 50-seitige Stellungnahme geht detailliert auf diverse Probleme, z.B. der Waldrodung für die Erschließungsstraße des Niereiter Felds bei Eglhart, des verursachten Lkw-Verkehrs in Seeon und Truchtlaching und weitere Punkte ein.

Rechtsanwalt Stähle kommt zu dem Ergebnis,, dass die gemeindliche Planung einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhalten werde und dass sich der UVA ein entsprechendes Normenkontrollverfahren vorbehalte.

Diese Stellungnahme des UVA-Anwalts erfolgte im Rahmen der öffentlichen Auslegung der von der Gemeinde Seeon-Seebruck durchgeführten Flächennutzungsplan-Änderung. Hierzu haben sich bereits auch andere Institutionen und Bürger geäußert. Der Gemeinderat wird sich beschlussmäßig hiermit auseinandersetzen müssen. Ob der für das Niereiter Feld bereit gestellte Kiesabbau-Antrag für eine 4,6 ha große Teilfläche solange zurückgestellt wird, ist dem UVA nicht bekannt; er hat bereits erkennen lassen, dass er prüft, auch hiergegen vorzugehen.

Stellungnahme unseres Anwalts zur Kiesflächen-Ausweisung